Leitfaden
Vorwort
Wie dieser Leitfaden zu nutzen ist
In 7 Schritten zur Lokalgruppe
Schritt 1 „Erstes Kennenlernen“
Schritt 2 „Öffentlichkeitsarbeit“
Schritt 3 „Monitoring-Vorbereitung & Auftaktveranstaltung“
Schritt 4 „Erstes Lokalgruppentreffen & erste Aufnahmen im Feld“
Schritt 5 „Kartiersaison“
Schritt 6 „Jährliches Netzwerktreffen“
Schritt 7 „Jahresabschlussbericht“
Checklisten – Alles Wichtige auf einen Blick
Weiterführende Literatur
Danksagung
Impressum
Vorwort
Dieser Leitfaden richtet sich an alle, die Interesse an der Erforschung von Agroforstsystemen haben. Ob ihr selbst auf einem Betrieb mit einem Agroforstsystem arbeitet, einen solchen Betrieb leitet oder ob ihr ein Agroforstsystem in eurer Nähe kennt und mit anderen Bürger(wissenschaftler)*innen zusammen herausfinden möchtet, wie die Agroforstsysteme ihre Umgebung beeinflussen und verändern – ihr alle seid mit diesem Leitfaden und den dazugehörigen Materialien herzlich eingeladen und willkommen im Forschungsnetzwerk agroforst-monitoring mitzuwirken!
Der Leitfaden wurde im Rahmen des Verbundprojektes „Modell- und Demonstrationsnetzwerk für Agroforstwirtschaft in Deutschland“ (MODEMA) erstellt. Er soll dazu dienen, die Forschungsaktivitäten über das Projektende von MODEMA (2027) hinaus zu verstetigen und das bürgerwissenschaftliche Netzwerk der Agroforstwirtschaft auszubauen. Er befähigt euch – lokale Akteur*innen und Leitungen landwirtschaftlicher Betriebe – dazu, eigene bürgerwissenschaftliche Lokalgruppen im Forschungsnetzwerk agroforst-monitoring zu initiieren und so „eure“ Agroforstsysteme vor Ort hinsichtlich ihrer Funktionalität und des Managements zu evaluieren.
Ob es möglich ist, mit Agroforstsystemen eine nachhaltige Landnutzung zu gestalten, steht bei dieser Langzeit-Erforschung nicht im Fokus, da bereits zahlreiche Studien die potenziellen Vorteile von Agroforstsystemen nachgewiesen haben [1] – agroforst-monitoring möchte hingegen erforschen, wie dies am besten gelingen kann:
Welche Management-Entscheidungen, welche Agroforst-Gestaltungstypen, welcher Landschaftskontext, … führen zu den gewünschten Vorteilen? Wie und wodurch können also solche Systeme z.B. die Biodiversität fördern, den Wind brechen, Klimaresilienz aufbauen oder Bodenschutz leisten? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, untersucht das Forschungsnetzwerk agroforst-monitoring die Veränderungen in vielen verschiedenen Acker-Agroforstsystemen im Rahmen einer Langzeit-Erforschung (Monitoring). Die Lokalgruppen haben dabei die wichtige Rolle, regelmäßig Beobachtungen, z.B. zum Vorkommen von Insekten oder zum Baumwachstum, vor Ort zu machen und zu dokumentieren. Zudem erarbeiten einzelne Bürgerwissenschaftler*innen zusammen mit der Betriebsleitung auch drängende Forschungsfragen aus der landwirtschaftlichen Praxis und dem Naturschutz, beteiligen sich an der Aufbereitung und Auswertung der Felddaten oder unterstützen bei der Erstellung von Ergebnisberichten und Leitfäden. Spätestens beim jährlichen Netzwerktreffen werden mit allen teilnehmenden Bürgerwissenschaftler*innen die Kartiersaison reflektiert, Änderungen für das nächste Jahr besprochen und neue Ideen entwickelt.
Bevor ihr im Folgenden die Schritte nachlesen und umsetzen könnt, die für den Aufbau einer bürgerwissenschaftlichen Lokalgruppe wichtig sind, ein kurzer Hinweis vorab:
Jede Person kann unabhängig von ihren fachwissenschaftlichen Vorkenntnissen eine bürgerwissenschaftliche Lokalgruppe gründen und ein Agroforstsystem mit den zur Verfügung gestellten Materialien erforschen. Das Kernteam von agroforst-monitoring wird den Lokalgruppenmitgliedern die Methoden vorstellen und sie darin anleiten. Wenn ihr die Methoden gut kennt und zu den „erfahrenen Bürgerwissenschaftler*innen“ gehört, könnt ihr selbst natürlich gerne andere dabei unterstützen – entweder bei euch in der eigenen Lokalgruppe oder an anderen Betrieben aus dem Forschungsnetzwerk.
Wir hoffen, dass ihr mit diesem Leitfaden ein hilfreiches Werkzeug erhaltet, um selbst einen wichtigen Teil dazu beizutragen, die Agroforstwirtschaft als wesentlichen Bestandteil der Landwirtschaft in Deutschland zu integrieren.
[1] vgl. IPCC, 2023: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2023: Synthesis Report.Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, pp. 1-34, doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647.001.
Wie dieser Leitfaden zu nutzen ist
Dieser Leitfaden dient als Anleitung zur Gründung von bürgerwissenschaftlichen Lokalgruppen im Forschungsnetzwerk agroforst-monitoring. In ihm findet ihr Hinweise zu allen Schritten, die für den Aufbau solch einer Gruppe wichtig sind. Der Leitfaden ist auch als pdf-Dokument verfügbar.
Viel Freude beim Lesen und Umsetzen dieses Leitfadens!
In 7 Schritten zur Lokalgruppe
Schritt 1 Erstes Kennenlernen
Zeitfenster: Ganzjährig möglich, spätestens Januar für die Saison desselben Jahres

Am Anfang der Gründung einer Lokalgruppe steht das Kennenlernen der Initiator*innen (Betriebsleitung und ggf. Koordination für außerbetriebliche Projekte (z.B. Umweltbildung o.ä.) sowie mind. 3 potenzielle Bürgerwissenschaftler*innen) mit dem Kernteam von agroforst-monitoring. Per E-Mail an agroforst-monitoring@posteo.de könnt ihr gerne Kontakt aufnehmen.
Bei dem Kennenlernen – digital oder analog – werden das Konzept und die Idee des bürgerwissenschaftlichen Forschungsprojektes von einer Person aus dem Kernteam erläutert. Ihr als initiierende Personen habt die Möglichkeit, eure Wünsche, Ideen und Bedenken in Bezug auf ein Monitoring einer Agroforstfläche mitzuteilen. Gemeinsam trefft ihr erste Absprachen zur Auswahl möglicher Flächen und Rahmenbedingungen zur Begleitforschung.
Zusätzlich zum Austausch beim ersten Kennenlernen, stellt das Kernteam euch viele Materialien zur Verfügung, die dafür konzipiert sind, ohne wissenschaftliche Vorkenntnisse und mit einfachen Mitteln Veränderungen auf der Agroforstfläche zu messen und zu dokumentieren. Ihr erhaltet dazu Zugang zur Projektdatenbank. Hier findet ihr alle wichtigen Informationen:
- Im Downloadbereich könnt ihr alle Materialien (z.B. Methodenkatalog, Flyer, Feldheft, Datentabellen, usw.) für eure Forschung herunterladen.
- Im Uploadbereich habt ihr die Möglichkeit z.B. Fotos, Dokumente und nicht zuletzt eure Daten in den Datentabellen hochzuladen (die Vorlagen dafür ladet ihr zuvor im Downloadbereich herunter). Jede Lokalgruppe hat ihren eigenen Uploadbereich. Den Link erhaltet ihr im Nachgang an das Kennenlerntreffen.
Im Downloadbereich findet ihr im Ordner „Vorlagen“ einen Hofsteckbrief. Füllt diesen bitte aus bzw. bittet die Betriebsleitung, dies zu tun und sendet ihn per E-Mail an agroforst-monitoring@posteo.de. Die Informationen aus dem Steckbrief benötigt das Kernteam, um die Transektabmessungen festzulegen und das Feldheft vorzubereiten (Erläuterungen unter Schritt 3.2a Festlegung der Transekt-Bäume).
Euer Lokalgruppenname und die Benennung eurer Datentabellen ergibt sich aus dem Kfz-Kennzeichen des Ortes oder Landkreises, in dem sich der Agroforstbetrieb, auf dem ihr forscht, befindet.
In die bürgerwissenschaftliche Forschung auf den Agroforst-Betrieben sind drei Gruppen involviert: Der landwirtschaftliche Betrieb, das agroforst-monitoring Kernteam und die Lokalgruppe bzw. Lokalgruppenleitung. Unter Schritt 4 Erstes Lokalgruppentreffen und erste Aufnahmen im Feld wird auf die Kommunikationsstruktur im Detail eingegangen und in Abb. 6 veranschaulicht.
Schritt 2 Öffentlichkeitsarbeit
Zeitfenster: Februar bis Anfang April

2.1 Absprache mit Betriebsleitung
Gemeinsam mit der Betriebsleitung könnt ihr nach dem Kennenlerntreffen überlegen, welche möglichen Interessensgruppen es gibt, d.h. welche Menschen in eurer Nähe prinzipiell Interesse und Lust haben könnten, Mitglied in eurer Lokalgruppe zu werden. Gemeinsam sprecht ihr auch die weiteren Schritte der Öffentlichkeitsarbeit ab.
Wichtige Fragen, die es zu klären gilt, sind:
- Zu welchen Interessensgruppen besteht seitens des Betriebs bereits Kontakt oder eine Kooperation?
- Welche Kanäle kann die Betriebsleitung für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen (z.B. Hofrundbrief, social media)?
- An welchem Termin kann die Auftaktveranstaltung auf dem Hof stattfinden?
- Welche Infrastruktur des Betriebs kann und darf die Lokalgruppe nutzen (z.B. Seminarräume / Maschinenhallen, Toiletten, Kücheninventar, …)?
Falls der Betriebsleitung das Konzept von agroforst-monitoring zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt sein sollte, könnt ihr die Präsentation heranziehen, die das Kernteam in Schritt 1 Erstes Kennenlernen vorgestellt hat. Sie ist im Downloadbereich in der Projektdatenbank zu finden. Denkt dabei an das nötige Equipment (Beamer, Laptop, Netzstecker, ggf. Verlängerungskabel).
2.2 Recherche zu Interessensgruppen und Werbeplattformen
In der Vergangenheit zeigte sich, dass die lokale Bewerbung einen großen Einfluss darauf hat, ob und wie viele Personen als Lokalgruppenmitglieder begeistert werden können. Das Kernteam unterstützt euch gerne aus der Ferne, wo immer möglich, weiß aber, dass am Ende euer Netzwerk-Aufbau vor Ort den Erfolg der Lokalgruppe ausmachen wird.
Weitere Interessensgruppen, z.B. Umweltverbände (z.B. NABU/NAJU, BUND, Falken, …), Bio- bzw. Naturschutzstationen, Umweltbildungseinrichtungen, örtliche Wandervereine, Landfrauen-Vereine, kirchliche Gruppen, nahegelegene Schulen / Universitäten usw. solltet ihr recherchieren und kontaktieren. Ebenso können Veranstaltungskalender einer Stadt oder Kommune oder Schwarze Bretter einen Hinweis darauf bieten, welche Menschen oder Gruppen in der Region Interesse haben könnten, bei agroforst-monitoring mitzuwirken. Denkt auch an regionale Gruppen in social media, Mailinglisten oder die Lokalpresse.
Listet die Kontakte am besten in einer Excel-Tabelle auf und haltet den Stand der Kontaktaufnahme aktuell.
2.3 Erstellung von Werbe- und Informationsmaterial für die Gründung eurer Lokalgruppe
Wenn ihr die verschiedenen Zielgruppen erfasst habt, könnt ihr euer Werbe- und Infomaterial erstellen. Entsprechende Vorlagen und Beispiele sind im Downloadbereich zu finden.
- Für die Betriebe: Handzettel, Plakatvordruck (z.B. für Hofladen)
- Für Interessensgruppen: Handzettel, Plakatvordruck (z.B. für Schaukästen, Schwarze Bretter)
- Für die Lokalpresse gibt es Vorlagen für ein Anschreiben und zwei Pressemitteilungen (A) Ankündigung der geplanten Auftaktveranstaltung und B) Berichterstattung über die erfolgte Auftaktveranstaltung.
Nutzt auch kommunale Veranstaltungskalender für die Werbung. Falls ein Hoffest oder ein anderes Event auf dem Betrieb stattfindet, könnt ihr dort einen Infotisch aufbauen.
Teilt den Hinweis zu eurer geplanten Auftaktveranstaltung auch digital, auf social media und ladet die Lokalpresse ein.
2.4 Kontaktaufnahme mit möglichen Interessensgruppen & Einladung zur Auftaktveranstaltung
Schließlich solltet ihr die potenziellen Bürgerwissenschaftler*innen kontaktieren und das jeweilige Info- und Werbematerial an sie versenden. Es lohnt sich auch, gut vernetzte Einzelpersonen in der Region anzuschreiben, die in vielen Bereichen engagiert sind und weitere Menschen für das Monitoring gewinnen können. Das können z.B. Leitungspersonen von Verbänden vor Ort sein oder mit Öffentlichkeitsarbeit Beauftragte von Institutionen. Am besten ladet ihr sie in diesem Zuge ebenfalls zur Auftaktveranstaltung auf den Hof ein.
Auch hier der Hinweis: Haltet die Übersichtstabelle mit den kontaktierten Interessensgruppen bzw. Ansprechpartner*innen aktuell, um den Überblick zu behalten!
Schritt 3 Monitoring-Vorbereitung & Auftaktveranstaltung
Zeitfenster: März bis April

3.1 Terminfestlegung
Im Zeitfenster März – April sollte ein Besuch vom Kernteam auf dem Betrieb stattfinden, idealerweise kombiniert mit der Auftaktveranstaltung. Unterbringungsmöglichkeiten vor Ort sollten im Vorfeld organisiert werden, dafür ist eine Unterstützung aus eurer Lokalgruppe hilfreich.
3.2 Vorbereitungen für das Monitoring
- Festlegung der Transekt-Bäume
Zur Erstellung des Feldhefts, das jede Lokalgruppe erhält, benötigt das Kernteam die genauen Abmessungen und Koordinaten des Agroforstsystems. Diese sendet ihr bzw. die Betriebsleitung am besten als Shape-Datei oder GIS-Projekt an das Kernteam. Basierend darauf werden die Transekte festgelegt; das sind die genau definierten Beobachtungsstellen im Agroforstsystem. Eine detaillierte Beschreibung zu Transekten und wie sie erstellt werden, könnt ihr im Methodenkatalog im Kapitel 4.5 Verortung der Methoden nachlesen.
Info: Der Methodenkatalog ist das zentrale Nachschlagewerk für agroforst-monitoring. In ihm werden alle Methoden beschrieben, die Hintergründe zur Auswahl der Methoden erläutert und der Kontext der bürgerwissenschaftlichen Begleitforschung dargelegt. Zusätzlich sind zu jeder Methode weiterführende Informationsquellen aufgelistet.
Das Kernteam fertigt für jeden Hof Abbildungen an, in denen die Orte aller Methoden dargestellt sind, und bringt diese im Feldheft für die Lokalgruppe zu eurer Auftaktveranstaltung mit.
Info: Das Feldheft ist die Zusammenfassung des Methodenkatalogs, zugeschnitten auf „Euer“ Agroforstsystem. Es beinhaltet die genauen Transektabmessungen und -darstellungen des untersuchten Agroforstsystems. Weiterhin sind Kurzanleitungen der Methoden inkl. Bestimmungshilfen, Aufnahmebögen und Datentabellen darin enthalten.
Bei dem Besuch und der Besichtigung des Agroforstsystems mit dem Kernteam werden dann die Transekt-Bäume festgelegt: „An welchen Bäumen liegen die drei zentralen Untersuchungsbereiche im Agroforstsystem?“
Nach der Auswahl der drei zentralen Bäume für die Transekte werden diese mit einem GPS-Gerät eingemessen, falls die exakten Koordinaten noch nicht bekannt sind.
Bitte kontaktiert das Kernteam bei Fragen – die korrekte Vorbereitung des Monitorings ist maßgebend für die Qualität und Verwendbarkeit der Daten!
- Materialkiste
Das Kernteam stellt alle Utensilien für die Materialkiste zusammen und liefert diese an den Betrieb – idealerweise im Zuge der Auftaktveranstaltung, sodass das Kernteam bei der Veranstaltung unterstützen kann. Alternativ könnt ihr eine Übergabe zwischen Lokalgruppen-Leitung und Kernteam vereinbaren. Die Materialkiste wird an einem Ort auf dem Gelände des Betriebs gelagert, der sicher und für die Lokalgruppen-Mitglieder zugänglich ist. Diesen Ort bereitzustellen ist eine Aufgabe des Betriebs (siehe Infoblatt für Betriebe im Downloadbereich).
In der Materialkiste befinden sich Maßbänder, Kescher, Lupen, usw., die für die Durchführung der Methoden benötigt werden.
3.3 Auftaktveranstaltung
- Vorbereitung
Die Auftaktveranstaltung dient dazu, euch auszutauschen, weitere Mitglieder zu finden, erste Messungen vor Ort vorzunehmen und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Sie kann z.B. an einem Abend und einem weiteren halben Tag stattfinden mit einer Dauer von ca. 3 – 6 Stunden (bzw. 2 Stunden am Abend und 4 Stunden am Tag.) Wann genau die Auftaktveranstaltung auf dem Hof stattfindet, stimmt ihr mit der Betriebsleitung ab (siehe dazu auch Abb. 6 Kommunikationsstruktur).
Um Getränke und Snacks sollte sich die Lokalgruppe kümmern, das Kernteam bringt Infomaterial und Vortragstechnik mit. Eine Checkliste zur Orientierung findet ihr unter Schritt 5 Checklisten – Alles Wichtige auf einen Blick.
- Durchführung
Der folgende Ablauf für die Auftaktveranstaltung ist ein Vorschlag und kann von euch an die örtlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten angepasst werden. Wünsche oder Bedürfnisse der Betriebsleitung oder anderer Personen können und sollten dabei berücksichtigt werden.

* Wir empfehlen als erste Methode die „Baumentwicklung“, da ihr ohne jegliches Vorwissen oder Vorbereitung beginnen könnt und ziemlich wetterunabhängig seid. Mit dem Material in der Materialkiste können zwei Gruppen gleichzeitig losziehen. Falls ihr abschätzen könnt, dass ihr mit mehr Teams starten werdet, beachtet bitte, dass ihr euch frühzeitig um genügend Material kümmert (s. Feldbogen). Etwa 60-80 Bäume solltet ihr insgesamt erfassen.
Falls ihr bei der Baumentwicklungs-Methode nicht die App nutzt (Anleitung im Methodenkatalog), tragt die analog notierten Daten bitte in die digitale Datentabelle ein und ladet sie im Uploadbereich hoch.
Bitte macht Fotos von der Veranstaltung für die weitere Öffentlichkeitsarbeit. Legt dazu die ausgedruckte Vorlage zur Fotoeinwilligung sowie zur Aufnahme in den E-Mail-Verteiler bei der Veranstaltung aus (findet ihr im Downloadbereich). Übergebt entweder das Original oder den Scan per Mail zur Archivierung an das Kernteam.
- Nachbereitung
Bitte bereitet einen kleinen Text vor, den sowohl ihr über eure Öffentlichkeits-Kanäle (z.B. Lokalpresse, Gemeindeblätter, social media) verbreiten könnt, als auch das Kernteam über die agroforst-monitoring-Kanäle. Eine Vorlage findet ihr im Downloadbereich.
Wichtig ist, dass ihr eine Rundmail an alle Interessierten schreibt und die weiteren Schritte benennt: das erste „offizielle“ Lokalgruppen-Treffen zur Vorbesprechung der Aufnahmen und die gemeinsamen Feldaufnahmen ab Mitte Mai. Erstellt zur Terminfindung für das erste Treffen eine online Terminumfrage (mehr dazu unter Schritt 4.1 Lokalgruppen-Treffen). Eine Vorlage für die Mail findet ihr ebenfalls im Downloadbereich.
Hinweis: Aus Datenschutzgründen adressiert ihr die Interessierten in der E-Mail am besten zunächst im Feld Blindkopie (bcc). Bis sich die Personen entschieden haben, ob sie mitforschen möchten, bleibt so ihre Anonymität anderen Interessierten gegenüber gewahrt.
Schritt 4 Erstes Lokalgruppentreffen & erste Aufnahmen im Feld
Zeitfenster: Mai

4.1 Lokalgruppen-Treffen
Möglichst zeitnah solltet ihr nun das erste „offizielle“ Lokalgruppen-Treffen zur Vorbesprechung der weiteren Aufnahmen organisieren.
Im Folgenden haben wir ein paar Tipps zusammengestellt, die euch die Organisation des Treffens und die weiteren Planungen erleichtern sollen.
Das erste Lokalgruppen-Treffen findet am besten vor Ort am Hof statt – in netter Runde mit Kaffee und Kuchen oder Snacks.
Vor dem Treffen:
- Alle Interessierten sollten via Online-Terminabfrage zu dem Treffen eingeladen werden (Empfehlung: Nutzt ein nicht-trackendes Tool ohne Registrierung, z.B. nuudel).
- Materialkiste und Feldheft sollten für die Lokalgruppen-Mitglieder an einem sicheren und zugänglichen Ort gelagert werden.
- Ihr solltet euch einen guten Überblick über die Methoden verschaffen.
Während des Treffens:
Folgende Punkte gibt es zu klären:
- Wer will wie mitmachen? Wer interessiert sich für welche Methode? Welche Vorkenntnisse werden mitgebracht? Wann hat wer wie viel Zeit? Gibt es noch weitere Interessierte, die kontaktiert werden können? Wie sieht es mit Schulen aus, besteht das Interesse an einer Kooperation?
Tragt diese Interessent*innen in eure Kontaktliste ein, die ihr unter Schritt 2.2 Recherche zu Interessensgruppen und Werbeplattformen erstellt habt und haltet die Liste weiterhin aktuell.
Wichtig ist, dass sich die Bürgerwissenschaftler*innen für die Methode(n), die sie interessieren, „einteilen“. So können sie sich in Kleingruppen abstimmen, sich verabreden und die Methoden gemeinsam durchführen.
Es gibt eine Vorlage für diese Liste, in die ihr euch zu den Methoden eintragen könnt, die euch interessieren (erweitert sie gern nach euren Bedarfen).
- Benennung einer Lokalgruppenleitung (ein bis zwei Personen), sofern ihr als Initiator*in das nicht bleiben wollt. Die Aufgaben der Leitung sind regelmäßige Lokalgruppenmails zu schreiben, die Gruppe „zusammenzuhalten“, mit der Betriebsleitung und dem Kernteam Kontakt zu halten und zu schauen, dass fehlendes Material angefordert wird. Sehr wichtig ist auch im Blick zu behalten, dass alle Aufnahmebögen digitalisiert werden und die Datentabellen spätestens am Ende der Saison im Uploadbereich hochgeladen sind.
- Terminfindung für den Besuch (3-5 Tage) des Kernteams während der Kartiersaison zwischen Mitte Mai und Mitte August. Bei diesem Besuch kann das Kernteam euch und alle Bürgerwissenschaftler*innen nochmal in den Methoden schulen, es ist Zeit für Austausch. Je nach Zusammensetzung der Gruppe kann der Besuch unter der Woche (z.B. für Schüler*innen) oder am Wochenende (z.B. für Berufstätige) stattfinden, Feiertage und Schulferien werden beachtet.
Kommunikationsstruktur
Wie unter Schritt 1 Erstes Kennenlernen angekündigt, kommunizieren für die bürgerwissenschaftliche Forschung drei Gruppen miteinander: Die landwirtschaftliche Betriebsleitung, das agroforst-monitoring Kernteam und die Lokalgruppe bzw. Lokalgruppenleitung. Zwischen diesen drei finden vor, während und nach der Kartiersaison (Zeitraum, in dem ökologische Felddaten in den Agroforstsystemen erhoben werden) Absprachen statt. Dies gilt nicht nur im ersten Jahr, sondern auch in den folgenden Jahren. Die untenstehende Grafik veranschaulicht dieses „Kommunikationsdreieck“ (Abb. 6).

Nach dem Treffen:
- Aneignung der Kenntnisse: Die Methoden sind im Methodenkatalog und in Kurzform im Feldheft erklärt. Im Methodenkatalog findet ihr zu jeder Methode weiterführende Informationen.
- Datenaufnahme im Feld: Entweder ihr tragt die Daten analog auf dem Aufnahmebogen ein und digitalisiert sie im Anschluss oder ihr gebt sie direkt in die entsprechende Datentabelle ein. Wenn die Datentabellen fertig ausgefüllt sind, ladet ihr sie im Uploadbereich mit entsprechender Dateien-Nennung (siehe jeweilige Feldbögen) hoch. (Erläuterung zu Download- und Uploadbereich unter Schritt 1 Erstes Kennenlernen).
Macht, wenn möglich und gewünscht, bei dem Treffen gerne ein Foto von eurer Lokalgruppe für die Website von agroforst-monitoring (hier sollen uns mit der Zeit viele Gesichter aus dem Netzwerk entgegenleuchten: https://agroforst-monitoring.de/unsere-lokalgruppen/). Beachtet, dass alle Personen auf dem Foto die Einwilligung zur Fotonutzung unterschrieben haben müssen.
4.2 Durchführung der ersten Aufnahmen
Nun könnt ihr mit der Forschung beginnen!
Orientiert euch hierfür am Feldheft und wählt die Methoden aus, die ihr euch zutraut. Sie sollten mit der Betriebsleitung und dem Kernteam besprochen und festgelegt sein. Eine Orientierung zur Priorisierung gibt euch die Einteilung in „Kern-“ und „Frucht-Methoden“, wie sie im Methodenkalender neben den Methoden angegeben ist.[2]
Hinweis: Für erste selbstständige Datenerhebungen sind Hummeln, Begleitflora, Laufkäfer und Fledermäuse zu empfehlen – natürlich auch je nach Vorkenntnissen der Bürgerwissenschaftler*innen. Bei wenigen Vorkenntnissen müsst ihr etwas mehr Zeit einplanen, um euch in die Methoden einzuarbeiten.
[2] „Kernmethoden“ sind solche, die nach Möglichkeit mit Priorität durchgeführt werden sollten, da es sich dabei um zentrale Forschungsschwerpunkte handelt. „Fruchtmethoden“ sind weiterführende Angebote, mit denen die Lokalgruppen eigene Schwerpunkte in der Forschung setzen können. Weitere Informationen dazu findet ihr im Methodenkatalog (4.3 Kern- und Fruchtmethoden).
Schritt 5 Kartiersaison
Zeitfenster: Mitte Juni bis Mitte August

Während der Kartiersaison trefft ihr euch zu den Datenerhebungen im Agroforstsystem. Der Methodenkatalog und das Feldheft sind dafür eure wichtigsten Unterlagen. In welchen Zeiträumen die Methoden angewendet werden, steht im Methodenkatalog im Methodenkalender.
In der zweiten Saisonhälfte (Mitte Juni – Mitte August) kann das Kernteam euch bei Bedarf auf dem Betrieb besuchen und bei allen Untersuchungen noch einmal in Ruhe anleiten und die Forschung unterstützen.
Die Kernmethoden zum Thema „Boden“ (Bodenphysik, Bodenchemie, Regenwürmer, ggf. auch Baumentwicklung) könnt ihr im Winter nach der ersten Kartiersaison durchführen, da die Zeitfenster für diese Methoden in den Monaten Februar – April liegen.
Die Daten, die ihr in die analogen Aufnahmebögen eintragt, übertragt ihr bitte in die digitalen Datenblätter und ladet sie in eurem Uploadbereich hoch, sodass das Kernteam nach Abschluss der Kartiersaison mit der Auswertung beginnen kann.
Sollten zwischendurch Fragen oder Schwierigkeiten auftreten, meldet euch!
Schritt 6 Jährliches Netzwerktreffen
Zeitfenster: ab Mitte August

Das Kernteam lädt am Ende der Kartiersaison zu einem zentralen Netzwerktreffen auf einem teilnehmenden Betrieb ein. Der Ort dieses Treffens rotiert jährlich. Alle Betriebe, Lokalgruppen und Unterstützer*innen von agroforst-monitoring werden hierzu eingeladen. Hier ist Platz für Austausch zwischen den Lokalgruppen und für eure Rückmeldungen zur Kartiersaison, also eure Erfahrungen, Erfolge und Schwierigkeiten.
Jede Lokalgruppe kann darüber hinaus für sich ein Fest o.ä. organisieren; manche Gruppen treffen sich zu einer „Jahresabschlussfeier“ oder einem „Reflexions-Treffen“ im Winter.
Schritt 7 Jahresabschlussbericht
Zeitfenster: September und Oktober

Bei den Jahresberichten gibt es zwei Varianten: erstens „Aktionen im Netzwerk“ und zweitens „Methoden und Ergebnisse“. Für die erste Variante sammelt gerne Berichte und Fotos aus euren lokalen Medien (z.B. Zeitungsartikel) sowie eigene Berichte zu Aktionen und ladet sie im Uploadbereich unter „Fotos_Aktionen_und_anderes“ hoch.
Checklisten - Alles Wichtige auf einen Blick
Weiterführende Literatur
https://agroforst-monitoring.de/methoden/
https://agroforst-info.de/infothek/
https://agroforst-info.de/modema/
Bonn, A., Richter, A., Vohland, K., Pettibone, L., Brandt, M., Feldmann, R., … & Vogel, J. (2017). Grünbuch citizen science strategie 2020 für deutschland. https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/6815/file/6815_Citizen_Science.pdf
Danksagung
Wir danken von ganzem Herzen allen Menschen, die uns bei der Erstellung dieses Leitfadens unterstützt und ihre Expertise und Engagement eingebracht haben. Ein besonderer Dank gilt allen Projektpartner*innen in MODEMA für die konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Ein großes Dankeschön auch an alle mutigen und inspirierenden Menschen, die neue Wege gehen und dabei Bäume pflanzen!
Grafische Gestaltung:
Annett Gernhardt (Referentin für Öffentlichkeitsarbeit in MODEMA)
Mechthild Weiling-Bäcker (Lokalgruppe ST)
Impressum
Leitfaden zum Aufbau von bürgerwissenschaftlichen Lokalgruppen im Forschungsnetzwerk agroforst-monitoring
Herausgeber:
Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V.
Karl-Liebknecht-Straße 102 – Haus B, 03046 Cottbus Tel.: +49 (0) 355 752 132 43
Mail: info@defaf.de
Internet: www.defaf.de
Forschungsnetzwerk agroforst-monitoring
Institut für Landschaftsökologie Universität Münster Heisenbergstraße 2
48149 Münster
Mail: agroforst-monitoring@posteo.de
Internet: www.agroforst-monitoring.de
Redaktion:
Laura Kawerau, Julia Binder, Thomas Middelanis
Auflage 2025
Diese Publikation ist im Rahmen des Verbundprojektes MODEMA Modell- und Demonstrationsnetzwerk für Agroforstwirtschaft in Deutschland entstanden. Die Förderung des MODEMA Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) im Rahmen des Förderprogramms „Nachhaltige Erneuerbare Ressourcen“. Die Inhalte entsprechen den Auffassungen der Zuwendungsempfänger und nicht zwingend des Zuwendungsgebers.