Tag der Grünländer

Rückblick auf unsere Fachtagung im SoSe22

Wiesen und Weiden im Spannungsfeld zwischen Agrarpolitik, Tierhaltung und Naturschutz

wissenschaftliche und landwirtschaftliche Perspektiven auf florierende Ökosysteme

Seit der Gründung von ILWA im Jahr 2019 kamen während der Abendveranstaltungen in anschließenden Diskussionsrunden immer wieder Fragen zum Grünland auf… 

„Was macht Grünland so schützenswert? Warum verschwimmt die Grenze zwischen intensiv und extensiv bewirtschaftetem Grünland? Grünland im biozyklisch-veganen Landbau – geht das überhaupt? Ist das Umbruchsverbot sinnvoll?“

…Um unsere Wissenslücken zu schließen und einigen dieser Fragen auf den Grund zu gehen, war es am Freitag, den 08. Juli 2022 nun endlich so weit: Der „Tag der Grünländer“ war gekommen.

Zum Einstieg führte uns Prof. Dr. Norbert Hölzel (Institut für Landschaftsökologie) begeisternd durch die Geschichte des Grünlands in Europa und gab Einblicke in die Grünlandthematik von Seiten der Wissenschaft. Einen besonderen Schwerpunkt legte Prof. Dr. Hölzel auf die Fragen der (funktionellen) Biodiversität im Grünland und unter welchen Bedingungen eine Steigerung oder Senkung eintritt. 

Hubert Kivelitz (Landwirtschaftskammer NRW) nahm uns daraufhin mit auf eine vertiefende Reise durch die Zeit zu den Entwicklungen von Landwirtschaft und Grünland in NRW. Als einen zentralen Grund für den Rückgang des Grünlands benennt er u.a. die immer größer werdende Stallhaltung der Nutztiere innerhalb der letzten 70 Jahre. 

Spannende Einblicke in die Praxis der intensiven Grünlandnutzung erhielten wir im Anschluss von Anne Verhoeven (Landwirtschaftskammer NRW). In der Praxis plädiert sie durch die Anwendung von Mob-Grazing – als alternatives Weidemanagement für die Kombination einer maximalen Milchleistung durch Weidefutter mit minimalen Weideverlusten und bester Wirtschaftlichkeit, mit der Aussicht die Weide als Wasser- und Kohlenstoffspeicher wahrzunehmen und entsprechend zu bewirtschaften. Forschung und Anwendung dazu finden auf dem Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick statt. 

Im Kontrast und zur Ergänzung dieser Weidehaltung von Nutztieren erklärte Dr. Andreas Hammelehle die Möglichkeiten der biozyklisch-veganen Wiesennutzung durch Biogasanlagen, der Ausbringung von Transfermulch, Kompostierung und der Doppelnutzung durch Agriphotovoltaikanlagen.

Nach einer stärkenden Pause mit Kuchen, Kaffee und Saft wurde der zweite Vortragsblock des Tages eingeleitet, in dem Dr. Olaf von Drachenfels die vielseitigen Biotoptypen des niedersächsischen Grünlandes vom Mittelgebirge bis an die Nordseeküste bildhaft vorstellte. Er stellte die Problematik zwischen der botanisch und entomologisch vorteilhaften frühen Mahd und der durch die Vogelbrut stark verspäteten Mahd dar, mit der Aussicht diese durch eine individuellere Betreuung der Wiesen zu reduzieren. 

Einen Einblick in die politischen Hintergründe des Grünlandschutzes, gab es von Malte Möck, (Humboldt-Universität zu Berlin) der im Hörsaal zugeschaltet war. Er stellte politische Stellschrauben vor und beleuchtete die Spannungen zwischen Maßnahmen- und Ergebnisorientierung im Grünlandschutz mit der Aussicht auf einem großen Spielraum, die eine Reform der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) mit sich bringen könnte. 

Mit viel Witz und Herz für seine Tiere, stellte Matthias Scharf (Biologische Station Soest) die praktischen Herausforderungen und Kniffe zur Erhaltung diverser Strukturen an der Lippeaue in Soest vor. Mit Rindern und Konik-Pferden schaffen die Tiere vor Ort eine mosaikreiche Landschaft im Sinne des Naturschutzes. 

Mit ebenfalls viel Witz, stellte Robert Trappmann (Biologische Station Hochsauerlandkreis e.V.) seine Erfahrungen aus den Heumahdverfahren vor. Neben praktischen Einblicken erhielten wir eine Vorstellung von den Herausforderungen von Saatgutprojekten und den Ausblick durch mehr Anpassung von Extensivierungsverträgen die Bereitschaft der Landwirt*innen für die Extensivierung von Grünland zu steigern.

Zum Ende des Tages konnten wir bei einem üppigen Buffet und kühlem Feierabendbier noch letzte Fragen klären, tiefergehende Gespräche führen und gemeinsam die Seele vor der Abendrot-Kulisse baumeln lassen. 

An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön, an die Referierenden, die diesen Tag mit uns vorbereitet und ihr Fachwissen mit uns allen geteilt haben, sowie an alle Teilnehmer*innen, die uns an diesem Tag auf der Reise durch die verschiedenen Grünländer begleitet haben!

Euer ILWA-Team <3

Weitere Infos zu unseren Aktivitäten finden sich hier. 😉